KTM LC4 620 die Wiedergeburt ... oder doch nicht? Tech-Talk

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7 August 2019
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KTM
1190 Adventure / 620 EGS
Hallo liebes Forum,

einige von euch werden ja meinen ersten Beitrag schon gelesen haben. Es ging dort um eine äußerst schrecklich klingende LC4 620.

Für alle die ihn nicht gelesen haben, hier: KTM 620 1996 - sehr metallischer Motorlauf

Die Vorgeschichte

nachdem wir hier gemeinsam festgestellt haben, dass sich der Motor bei diesen Geräuschen wahrscheinlich langsam anfängt selbst zu zersetzen, habe ich mich ans Werk gemacht und bin dem ganzen auf die Spur gegangen.

Als erstes war das Öl dran. Was mir hier entgegen kam, konnte nicht mehr Öl sondern eher Schlamm genannt werden.
Was ich dann an Magneten und Filtern gesehen habe ließ mich kurz inne halten. Schaut selbst:

IMG_2660.JPGIMG_2659.JPGIMG_2653.JPG


Das schaut nicht gut aus

Weiter ging es auf meiner Reise.
Noch am gleichen Abend holte ich den Motor raus. Ich wollte wenigstens wissen wie es oben rum so ausschaut. Vorweg, Kipphebel und Nocke sehen gut aus.

ABER:

IMG_2709.JPGIMG_2706.JPGIMG_2710.JPG

Das konnte man von Kolben und Zylinder nicht mehr behaupten.

Wie geht die Reise nun weiter?

Mein Plan war es eigentlich der LC4 wieder zu einem neuen leben zu verhelfen. Welche Varianten gibt es?

Variante 1:
Weg mit dem Hobel und versuchen mit dem Verkauf in Einzelteilen Schadenbegrenzung zu betreiben.

Variante 2:
Kurbelwelle, Zylinder und Kolben ersetzen und instand setzen lassen. Motor von Grund neu aufbauen.
Hier ist mal eure Einschätzung gefragt, lohnt sich dieser Aufwand für so ein altes Modell der LC4 Familie.
Der Michael von "PirateRacing" rät mir in einer Email von einem Neuaufbau dieser Motoren-Generation absolut ab. Gründe die genannten wurden waren: Instabil durch die Bauweise, nur eine Ölpumpe und schwache Kurbelwellen.
Eigentlich ein vernichtendes Urteil, oder? Wie gesagt Eure Meinung würde mich sehr interessieren.

Also Variante 2 mal angedacht.


Aussage von Pirate-Racing:

1. Instabil durch die Bauweise:
Was meint Ihr ist hier gemeint? Da bin ich noch nicht tief genug im Thema drin um damit etwas anfangen zu können.

2. Ölpumpe
Mein Wissenstand ist, dass die zweite Ölpumpe in den Kreislauf mit eingebunden wurde um den 4. und 5. Gang besser zu schmieren. Ja KTM wird sich dabei was gedacht haben, aber die Modelle mit einer Pumpe sind ja jetzt nicht reihenweise an Getriebe-Schäden verreckt. (Auch hier meine Bitte um Korrektur und Meinung).
Zwischen kleinem und großen Ölkreislauf gibt es nur den Unterschied, dass das Öl durch das Brustrohr und einen großen Filter gepumpt wird. Effekt ist hier für mich klar, die Kühlung durch Brustrohr und eine größere Ölmenge. Die Filter-Qualität der beiden Systeme ist aus meiner Sicht mindestens identisch, bei Einhaltung der Wartungsintervalle.

Überlegung hierzu:
Eine Integration eines Ölkühlers für die besser Kühlung.
Das Problem mit dem 4. und 5. Gang löst sich wohl nur mit einem neuen Motorgehäuse. Wenn es denn überhaupt ein Problem gibt. Ich würde hier mal den Blick ins Getriebe entscheiden lassen.

3. Kurbelwelle
LanzaRoad empfiehlt hier den Umbau auf das von ihnen modifizierte/ verstärkte Pleuel in Kombination mit einem CP-Piston oder Wössner Kolben.


Eine andere Variante der Lösung 3 wäre über den Winter zu schauen ob man einen anderen Moto evtl. + Rahmen aus neueren Baujahren bekommt. Problem hier ist ja die AGW, so wie ich das jetzt recherchiert habe passt ein Motor mit AGW auf keinen Fall in ein Rahmen der nicht für eine AGW vorgesehen ist, oder?

Die darauf folgende Frage wäre, gibt es Motoren in der LC4 Familie die keine AGW haben aber bei denen die Basis besser ist. Also "stabilere Bauweise" und 2 Ölpumpen?


So jetzt seid ihr auf dem neusten Stand und mal abgeholt. Bei Interesse würde ich das gerne zum Foren-Projekt machen und das ganze hier mit Bild und Text begleiten. Vielleicht auch mit Bewegtbild, mal schauen.

Grundsätzlich würde mich aber euer Erfahrungsschatz und Eure Meinung zu angesprochenen Themen interessieren.

Kurz noch zu mir:
Bin 29 und fahre und schraube schon seid Mofa-Zeiten. Zu KTM kam ich vor 2 Jahren mit dem Kauf einer 1190 Adventure.
Die LC4 habe ich als Scheunenfund recht günstig als Bastelprojekt aus der Nachbarschaft.

So wer den Roman bis hierhin gelesen hat, danke dafür :)
Freue mich auf Eure Einschätzungen, Meinungen und Erfahrungen.

Beste Grüße :)
 
Hallo,

Ich würde Variante 2 in erwägung ziehen. Klar kostet ein Neuaufbau des Motors Geld und Zeit. Wenn man möglichst viel selbst macht gehts aber.

Und man hat dann einen neu gemachten Motor wo man weis dass alles passt.

Ausserdem finde ich die alten LC4 schon erhaltenswürdig.

Das Getriebe des alten Motors ist etwas zarter ausgeführt, sollte aber halten, solange man keine Leistungssteigerung betreibt.

Ob 1 oder 2 Ölpumpen drin sind, find ich nicht so tragisch, das Öl wird so oder so vom Kurbelgehäuse auf die Getrieberäder gefördert, ob per
Pumpe oder durch die Druckverhältnisse im Kurbelgehäuse, es rinnt
immer das ganze von der unteren Pumpe geförderte Öl aufs Getriebe.

Ein Ölkühler ist sicher gut, da er zuätzlich auch das Ölvolumen vergrössert.

Sonst gäbe es noch den 540er SXC Motor, ohne AGW, neues Getriebe und 2 Pumpen. Wird anscheinend aber mit Gold aufgewogen...

Gruß Stefan
 
Zuletzt bearbeitet:
2. Ölpumpe
Die 620er haben typischerweise ein kleines, dichtes Kurbelgehäuse, bei dem sich das Öl unten sammelt, und dieses bei der Abwärtsbewegung des Kolbens wg. Überdruck durch ein Kugelventil aus der Kurbelkammer gedrückt wird. Danach gelangt es auf die Getriebezahnräder. Die neueren Modelle haben anstelle des Kugelventils eine Ölpumpe, die genau dasselbe macht. Vorteil durch die zweite Ölpumpe: der Druckausgleich im geänderten Motorgehäuse bezieht das Volumen des Getriebegehäuses und bei E-Starter auch das von LiMa und E-Starteranschluß mit ein. Nachteil: bei Spänen im Öl werden eher zwei neue Ölpumpen statt nur einer fällig.

Neuer Kolben
Einen originalen Kolben von "damals" wirst Du Dir eher nicht kaufen, denn im Bereich der Kolben und -ringe gab es seither riesige Fortschritte in Material und Technik. Als Beispiel: mein 101mm-Kolben der 640 aus dem Jahr 1999 wurde durch einen CP ersetzt, der nur rund 75% vom ursprünglichen wiegt.

Über 15Jahre alt, aber vielleicht findest Du Infos für Dein Projekt da drin:

Gruß, Ralf
 
Die Frage ist doch auch: was willst du? Willst du einen neu aufgebauten Oldtimer haben, die Zeit und das Geld investieren? Wenn ja - go for it!

Wirtschaftlich ist es natürlich Humbug - denn neben dem Motor ist bei dem Alter sicher auch eine komplette Fahrwerksrevision fällig... Bremsanlage durchsehen und Leitungen evtl erneuern... wenn schon so viel Aufwand reinfließt auch daüber nachdenken den Rahmen neu zu lackieren und schöne Plastiks aufzutreiben... und so weiter und so fort.

Und dann schwebt noch das Damolesschwert der Zündung über dir - anfällig und teuer!

Hutzi hat 100% recht dass die alten LC4s erhaltungswürdig sind - mehr werden sie ja nicht mehr.
 
Hallo,

Ich würde Variante 2 in erwägung ziehen. Klar kostet ein Neuaufbau des Motors Geld und Zeit. Wenn man möglichst viel selbst macht gehts aber.

Und man hat dann einen neu gemachten Motor wo man weis dass alles passt.

Ausserdem finde ich die alten LC4 schon erhaltenswürdig.

Das Getriebe des alten Motors ist etwas zarter ausgeführt, sollte aber halten, solange man keine Leistungssteigerung betreibt.

Ob 1 oder 2 Ölpumpen drin sind, find ich nicht so tragisch, das Öl wird so oder so vom Kurbelgehäuse auf die Getrieberäder gefördert, ob per
Pumpe oder durch die Druckverhältnisse im Kurbelgehäuse, es rinnt
immer das ganze von der unteren Pumpe geförderte Öl aufs Getriebe.

Ein Ölkühler ist sicher gut, da er zuätzlich auch das Ölvolumen vergrössert.

Sonst gäbe es noch den 540er SXC Motor, ohne AGW, neues Getriebe und 2 Pumpen. Wird anscheinend aber mit Gold aufgewogen...

Gruß Stefan

@Hutzi so ist mein Plan so viel selber machen wie nur geht. Erhaltenswürdig sind sie auf jeden Fall.

Mich hat die Aussage von Pirate-Racing nur etwas stutzig gemacht. Also das er so deutlich davon abrät. Noch ein Thema bei Ihm war die immer schlechter werdende Ersatzteilversorgung. Hiermit jemand Erfahrung?

Bezüglich des Getriebes werde ich mal schauen was die weitere Zerlegung so ans Tageslicht bringt. Wenn das Getriebe noch gut ausschaut spricht das ja für sich nach den vielen Jahren.

@RalfK das mit den Ölpumpen hört sich gut an. Genau so habe ich mir das auch abgeleitet. Ölkühler kommt auf jeden Fall.

Weiß jemand von euch ob sich an den Wasserkühlern bei den Baujahren bis 2000 etwas deutlich verändert hat? Hab nämlich diese Hübschen hier bei Arlows gefunden :)
ARLOWS RACING ALUMINIUM WASSERKÜHLER

Wo wir gerade schon bei Arlows sind, jemand von euch schon mit dem DASH System an einem Motorrad gearbeitet?
DASH FITTINGE & ZUBEHÖR

Finde ich eigentlich recht interessant, für Öl und für Wasser. Besonders als Ölleitung mit den In-Line-Filtern für die schnelle Kontrolle denke ich ziemlich Praktisch.

@tscheiti Zündung ist schon umgebaut, denke ich :D Bei den Papieren lag eine Rechung über 210 Pfund für eine ST5500L und eine Anleitung für ein SEM Replacement.

Rahmen wird lackiert und Plastik-Teile kommen neu.


Zylinder, Kolben, Welle

Ich denke hier werde ich das große Paket von Lanzaroad nehmen. Mal schauen ob sie den Zylinder noch retten können. Sonst neu Bohren und beschichten.

Hierzu wieder eure Meinungen gefragt:

Kurbelwelle und Pleuel:
Vorgeschlagen hat mir Lanzaroad hier den Pleulsatz modifiziert und verstärkt. Hat hiermit jemand Erfahrung? Ist ein altes modifiziertes Pleuel standfester als ein neues z.B von Wössner. Die Überarbeitungen die auf der HP angegeben werden klingen ja schon sinnig, aber ein neues sollte doch eine höhere Material-Güte haben und wohl auch weniger wiegen.

Wenn wir beim Thema Gewicht sind stellt sich mir dir Frage KW Feinwuchten lassen ja oder nein. Durch die veränderten Gewichte von Kolben und Pleuel sollte sich ja das Gewicht des gesamten Kurbeltriebs verändern, aus meiner Sicht macht das eine Feinwuchtung vielleicht nicht unbedingt notwendig aber schon Sinnvoll.

Soweit meine Überlegungen bis jetzt :)

Beste Grüße :)
 
Ölkühler kommt auf jeden Fall.
Ich werde mir auf jeden Fall einen bauen, denn meine Adventure fährt mit großem Motorschutz, wodurch sowieso schon etwas weniger Kühlluft an den Motor kommt. Ich habe gerade angefangen mich zu informieren, d.h. ich werde einen Alu-Klotz und eine CNC-Fräse nehmen, um Kanäle, Anschlüsse und Kühlrippen zu formen. Mein Ölkühler wird allerdings (nach aktuellem Plan) vor den Lenkkopf knapp unterhalb der Verkleidung kommen. Aber das geht natürlich nicht bei einer kleinen Lampenmaske.

Wenn Du es Dir einfach machen möchtest, schau Dir den von ABP an. Der erhöht die Ölmenge natürlich nur sehr unwesentlich, d.h. da kommen nicht mal 50ccm dazu. Beim großen Ölkreislauf sind dagegen etwas mehr als 600ccm im Rahmenbrustrohr.

Wo wir gerade schon bei Arlows sind, jemand von euch schon mit dem DASH System an einem Motorrad gearbeitet?
Wozu denn die? Ich werde die Hohlschrauben bei KTM (oder dazu kompatible woanders) kaufen und die Schläuche hier in der Gegend (in Karlsruhe) bei einem Hersteller für Hydraulikschläuche auf Maß fertigen lassen. Das kostet nicht die Welt, und ich kann sicher sein, daß die sowohl Temperatur und Druck aushalten werden. Dazu habe ich die technischen Daten der Schläuche wie insbesondere den minimalen Biegeradius.

Besonders als Ölleitung mit den In-Line-Filtern für die schnelle Kontrolle denke ich ziemlich Praktisch.
Wozu denn diese Filter? Wenn Du damit "fangbare" Brocken in einer der externene Ölleitungen finden würdest, wäre der Motor schon platt. Schau Dir den Ölkreislauf an! Die (untere) Ölpumpe pumpt am Druckbegrenzer vorbei das Öl in den Filter unten im Motorgehäuse. Danach wird das Öl durch zwei externe Schläuche weitertransportiert. Der Siebfilter nutzt hier gar nichts.

Gruß, Ralf
 
Guten Morgen

Allgemein:
Meine 1997 neu gekaufte e-Start 620er hatte vom Fleck weg einen bearbeiteten Kopf (Red Special).

Ich habe sie kurz übersetzt das ganze Jahr hindurch im Gelände und im Alltag gefahren (schonend!) und der Motor musste bei 41000 km überholt werden weil der Kolben gerissen war.
Der Lüfter ist nie angesprungen, alle Services nach Handbuch, keine besonderen Pflegemaßnahmen.
Probleme nur in der Peripherie, oft durch (überflüssige) Schrauberei... .

Prima Moped, vor allem wenn man die Leistung und Belastbarkeit sieht.

Gruß stefan
 
Was ich noch zum Thema Ölkühler beitragen kann: Frauenschuh hat (hatte) mal einem in Angebot der zwischen der Tankverkleidung und den Kühler geschraubt wurde. Sah aus meiner Sicht sehr sexy aus und hatte 2 starke Magneten drin die sehr einfach zu kontrollieren waren.

 
Studentenheim Wiener Neustadt

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