Motor Revision für Anfänger - mein erster Motor

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18 Oktober 2017
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KTM
640 LC4 Supermoto 2000
Hallo zusammen,
ich überhole gerade meinen 640er Motor von einer Supermoto von 2000. Warum ich das mache steht hier: Kunststoff / Nylonteile im Öl
Es gibt unterschiedliche Meinungen dazu, ob das nötig war oder nicht. Ich habe mich dazu entschieden, weil es gerade Winter ist, der Motor 31.000km gelaufen hat, ich Lust drauf hatte und der Vorbesitzer offenbar komische Dinge getan hat.
Außerdem hatte ich noch das alte Getriebeeingangslager (Kugellager) drin und Ölverlust zwischen Kick- und Schaltwelle.

Es ist das erste Mal, dass ich einen Motor zerlege, zuvor bin ich immer Japaner gefahren :)

Hier im Forum gibt es ja schon diverse Threads zur Motorrevision. Ich möchte das Ganze hier trotzdem erneut dokumentieren, weil:
- ein anderer Anfänger ggfs. etwas lernen kann
- ich NUR eine Revision mache und nicht zusätzlich noch Umbauten / Tuning
- das Forum mich hoffentlich bei der einen oder anderen Frage unterstützt
- ihr was zu Lesen und Gucken habt

Meine Vorstellung hier: https://www.ktm-lc4.net/thema/vorstellung-99-supermoto.85435/#post-990609
 
Es ist das erste Mal, dass ich einen Motor zerlege, zuvor bin ich immer Japaner gefahren
Der ist gut :)

Ich wünsch Dir viel Erfolg mit der Revision. Wenn man sowas noch nie gemacht hat - so wie ich auch -, ist das bestimmt ein sehr spannender Zeitvertreib im Winter! Ich freue mich jedenfalls immer über die Revisionsthreads.
 
Kapitel 1: Werkzeug, etc.

Bisher habe/werde ich folgendes benötigen:

Standardwerkzeug:
  • Ratschenkasten mit Stecknüssen von 6mm bis 30mm (30mm musste ich nachkaufen)
  • Ring- /Maulschlüsselset, 15mm wird benötigt und musste ich nachkaufen
  • Innensechskantset/Inbus oder Bits

Bisschen speziell:
  • Sprengringzange
  • Schleifvlies
  • Kfz Kunststoffkeile
  • Schlagschrauber (nice to have)
  • Lagerabzieher für Sackloch / Innenlagerabzieher
  • Schonhammer
  • Schlitzschraubendreher mit 12mm Klinge
  • Drehmomentschlüssel 8Nm - 170Nm, für Polrad auch mit Linksauslösung
  • Motorrad mit Hauptständer oder was anderes zum Aufbocken. Getränkekisten gehen zur Not auch

LC4 spezifisch:
  • Kupplungskorbhalter (von EBC)
  • Polradabzieher
  • Werkstatthandbuch, ich habe das Bucheli und finde es gut. Original KTM ist sicher noch detaillierter

Ich habe mir zusätzlich noch einen kleinen Backofen gekauft (gebraucht) für den Lagerausbau. Muss aber mindestens 35cm Breite haben, sonst passen das Motorgehäuse nicht rein.
 
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Kapitel 2: Motorausbau

Den Ausbau habe ich leider nicht sehr gut dokumentiert, weil nicht von Anfang an klar war, dass das eine komplette Revision wird. Folgende Tipps habe ich aber:

  • Ausbau nach links
  • Linke Fußraste abbauen
  • Ich habe die Muttern von Kupplungskorb, Primärrad und Polrad am noch eingebauten Motor gelöst. Dann muss man den Motor nicht festhalten.
    • Für das Primärrad braucht man die 30mm Stecknuss
  • Ich habe den Kupplungskorbhalter am Rahmen abgestützt, um die Wellen zu blockieren
  • Man kann schon alles unter dem rechten und linken Motordeckeln ausbauen, also Kupplung komplett, Ausgleichswelle und das Polrad. Dann wird der Motor zum Ausbauen leichter. Die Deckel zum Schutz aber wieder aufsetzen.
  • Ich konnte den Motor alleine aus dem Rahmen heben ohne ein Hulk zu sein (182cm, 70kg)
  • Ich hatte nach dem Ausbau Probleme die Zylinderkopfschrauben zu lösen. Alleine schrauben und den Motor festhalten ohne Motorhalter ist schwer. Dafür müsste (oh, wie doof ;-) ) ich mir letztendlich einem Schlagschrauber kaufen. Wenn man keinen hat könnte man den Zylinderkopfdeckel am eingebauten Motor abnehmen und die Schrauben lösen.
  • Ich habe den Anlasser vor dem Motorausbau demontiert und mit Kabelbinder an den Rahmen gehangen. So kann das Kabel dran bleiben.
  • Hatte etwas Probleme den Vergaser vom Motor zu bekommen. Ich habe letztlich die zwei oberen Schrauben des Heckrahmens gelöst um Platz zu gewinnen. Den Heckrahmen 2 - 3cm nach hinten klappen, dann ging es.

20211205_190452.jpg

20211205_190501.jpg
 
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Kapitel 3: Zerlegen

Ganz grob wäre die Reihenfolge:
  • Von oben nach unten abbauen, also Zylinderkopfhaube, Zylinderkopf, Nockenwelle, Wasserpumpe, Zylinder, Kolben.
    • Hier braucht man den 15mm Ringschlüssel
    • Der Kolbenbolzen ist auf beiden Seiten mit einem Sprengring gesichert. Einen Sprengring demontieren reicht. Achtung, der wird wahrscheinlich im hohen Bogen durch die Werkstatt fliegen :) Ich konnte den Bolzen dann mit der Hand rausschieben.
  • Dann unter dem Kupplungsdeckel alles leer machen. Kupplung, Primärrad, Ölpumpen, Ausgleichswelle, Steuerkette und Spanner/Führungen.
    • Für die Spannschiene braucht man den 12mm Schlitzschraubendreher. Kleinere macht die Schraube kaputt.
    • Diese kleinen Halbmonde, die in der Kurbelwelle sitzen nicht verlieren!
Bild_2022-01-04_115707.png
  • Motorrumpf auf Holzklotze auf die Kupplungsseite legen. Die Kurbelwelle zeigt also in die Luft. Jetzt wiederum von oben nach unten abbauen.
    • Der kleine Deckel vor dem Anlassergetriebe einfach drauf lassen. Da ist nichts spannendes hinter und ihr müsst eine neue Dichtung kaufen.


Bild_2022-01-04_114954.png

  • Zum Spalten der Gehäusehälften rundherum mit dem Schonhammer klopfen und diese Kfz Kunststoffkeile in den Spalt stecken.
  • Schrauben und Kleinteile habe ich mir in kleine Plastikbeutel sortiert und beschriftet. Zum Beispiel: Obere Ölpumpe + Schrauben + Zahnrad + Scheibe + Sicherungsring
 
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Kapitel 4: Teilebeschau

Hier meine gesammelte Ausbeute an Kunststoffteilen. Das meiste war im Bereich der Ausgleichswelle. Ich denke es war trotzdem sinnvoll den Motor komplett zu verlegen.
20211216_125435.jpg

Getriebe:

Sieht für mich prima aus. Würde ich so wieder einbauen. Gibt es andere Meinungen? Nadellager der Losräder tauschen?
20211216_122844.jpg

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Die Schaltklauen und Wellen sehen für mich auch noch gut aus, keine Verfärbung durch Temperatur, die Wellen sind ohne Riefen.
20211216_114705.jpg

Kupplung:

Reibscheiben habe ich vermessen, die sind noch weit entfernt von der Verschleißgrenze. Die Stahlscheiben sind nicht verzogen und die Federn sind auch noch auf dem gewünschten Maß. Gravierende Rattermarken habe ich auch nicht gefunden. Ich hatte auch keine Probleme mit der Kupplung im Betrieb. Werde ich auch alles wieder verwenden.
Die Neumaße und die Verschleißgrenzen stehen im Werkstatthandbuch.

Tipp: Die Reihenfolge von den Kupplungsscheiben nicht vertauschen. Alles schön ölig weg packen und nicht entfetten.
20211120_142356.jpg
 
Hallo, hast du auch die ausgedrehte kupplungslamelle mit dem dichtungsring drin? Ist die letzte wenn man alle rausnimmt. Kurze Info wäre super gruß Micha PS. Tolle Sache das du das reingestellt hast
 
Unabhängig von der Dicke sehen mMn die Reibscheiben verschlissen aus. Kann natürlich täuschen. Falls Du die erneuerst, leg die neuen Reibscheiben ein oder zwei Tage ins Motoröl. Dann ziehen die sich voll und verbrennen nicht bei der ersten Fahrt.

Den Rest würde ich reinigen mit Diesel, auspusten mit Druckluft, mit dickem Öl einschmieren und wieder verbauen. Sieht noch gut aus.
 
@Mike si5 das müssten diese Kupplungen immer haben soweit ich weiß. Auf dem letzten Bild sieht man den O-Ring sogar.
 
Hallo, hast du auch die ausgedrehte kupplungslamelle mit dem dichtungsring drin? Ist die letzte wenn man alle rausnimmt. Kurze Info wäre super gruß Micha PS. Tolle Sache das du das reingestellt hast
Ja, den O-Ring hat mein Motor auch. Der dichtet aber nichts sondern soll eher dämpfend wirken.

Genau, den sieht man auf dem Bild mit den Kupplungsbelägen, wie @Mike620 sagt.

20211120_141151.jpg
 
Hallo, bist du schon wieder am zusammen setzen das Motors? Falls du fertig bist, egal wann dann schreib es bitte rein.
Denn ich überlege ob ich die gleiche Arbeit mach wie du Motor Check, da ich jetzt auch schon 42tausend runter hab und bei den letzten zwei ölwechsel waren ziemlich viele Spähne dabei. Gruß Micha
 
Keine Sorge, kommt alles hier rein. Das bisschen tippen und Bilder machen dauert dann aber doch länger als man denkt. Aber nein, ich habe noch nicht mal Ersatzteile bestellt bisher.
So war das gedacht, dass es also grobe Hilfestellung dient!
 
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Unabhängig von der Dicke sehen mMn die Reibscheiben verschlissen aus. Kann natürlich täuschen. Falls Du die erneuerst, leg die neuen Reibscheiben ein oder zwei Tage ins Motoröl. Dann ziehen die sich voll und verbrennen nicht bei der ersten Fahrt.

Den Rest würde ich reinigen mit Diesel, auspusten mit Druckluft, mit dickem Öl einschmieren und wieder verbauen. Sieht noch gut aus.
Danke für den Tipp!
woran machst du den Verschleiß fest? Ich habe bisher nur die Dicke als einziges Verschleißmaß gefunden.
 
Weißt Du eigentlich schon ganz konkret was Du alles erneuern möchtest? Also alle Lager oder nur bestimmte? Kolben alter oder neuer? Soll getunt werden oder nicht? Oder baust Du erstmal alles auseinander, schaust es an und entscheidest dann?

Und wirst Du bestimmte Arbeiten (Kurbelwelle, Ventile schleifen, Kolben beschichten, etc etc.) in Auftrag geben - wenn ja wo?
 
@Mike si5 Wenn du überdurchschnittlich viele Späne hast, ist es bestimmt kein Fehler mal rein zu schauen. Besser jetzt als wenn es dann zu spät ist. Ich hab letzt Woche meinen Motor fertig bekommen. Es war auch meine erste Motorüberholung inkl. etwas Tuning. Im Nachhinein muss ich sagen das es deutlich simpler war als gedacht. Solange man strukturiert vorgeht ist es eigentlich kein Problem.
Ich habe mir auf Youtube Videos von braap support angeschaut, der erklärt das relativ anschaulich in einer kompletten Videoreihe über die LC4 Überholung. Das Kannst du dir ja mal ansehen, da bekommst du einen ganz guten Eindruck vom Aufwand. Parallel immer das Reperaturhandbuch offen und abgeglichen um keinen Schritt zu vergessen.

Aktuell kann ich aber noch nichts zum Erfolg meiner Überholung sagen, da der Motor noch nicht wieder eingebaut ist. Hab aber keine Bedenken das alles passt.
 
Danke für den Tipp!
woran machst du den Verschleiß fest? Ich habe bisher nur die Dicke als einziges Verschleißmaß gefunden.
Die Höhenunterschiede der Reibflächen zu deren "Basis"!? Keine Ahnung wie ich das in Worte fasse. :)
 
@Mike si5 Wenn du überdurchschnittlich viele Späne hast, ist es bestimmt kein Fehler mal rein zu schauen. Besser jetzt als wenn es dann zu spät ist. Ich hab letzt Woche meinen Motor fertig bekommen. Es war auch meine erste Motorüberholung inkl. etwas Tuning. Im Nachhinein muss ich sagen das es deutlich simpler war als gedacht. Solange man strukturiert vorgeht ist es eigentlich kein Problem.
Ich habe mir auf Youtube Videos von braap support angeschaut, der erklärt das relativ anschaulich in einer kompletten Videoreihe über die LC4 Überholung. Das Kannst du dir ja mal ansehen, da bekommst du einen ganz guten Eindruck vom Aufwand. Parallel immer das Reperaturhandbuch offen und abgeglichen um keinen Schritt zu vergessen.

Aktuell kann ich aber noch nichts zum Erfolg meiner Überholung sagen, da der Motor noch nicht wieder eingebaut ist. Hab aber keine Bedenken das alles passt.
Danke für die Info, ja da hab ich schon paar Videos gesehen, von Braab und hab auch echt Lust drauf bißchen zu Schrauben. Doch mit den Teilen( Ersatzteilen), die ich dann evtl brauche bin ich mir noch ein wenig unsicher. Wie lange dauert es bis das ganze fertig ist ohne Stress eine Woche?
 
Guten Morgen!
Jetzt kann ich auch schreiben, wollte vorher nicht deine Doku mit meinem Post durchkreutzen.

Super Arbeit! Mit so einer Doku werde ich mich demnächst dann evtl. auch mal ran trauen (620 mit über 30.000km, letzter Ölwechsel war noch in Ordnung bezüglich Späne). In dem Sinne, vielen Dank dafür! Ggf. kommen dann auch mal Fragen ;)
 
@Mike si5 Kann ja hier mal mein Vorgehen kurz zusammenfassen. Die Tages Angaben beziehen sich darauf wie lange ich Lust hatte dann hab ich immer aufgehört. Wenn du mehr durchhaltungsvermögen hast schaffst du natürlich deutlich mehr an einem Tag.

1. Motor zerlegen (1-2 Tage): Habe alles nach Baugruppen in Tüten gepackt. Also eine Tüte Antriebswelle, eine Kupplung etc.

2. KW Zyl und Zlk wegschicken zur Überarbeitung, hohnen bzw. Lagertauschen. (Meine Kurbelwelle ist beim wuchten gerissen und musste geschweißt werden, deswegen hat es etwa 7 Wochen gedauert bis die fertig war)

3. Komplette Ersatzteilliste vom Sparepartsfinder abgleichen (2 Tage): Dafür die Liste ausgedruckt jede Tüte noch einmal geöffnet und alle Teile sauber gemacht. Auf den Liste alle Teile abhaken die i.O. sind, alle anderen Markieren zum Bestellen. --> Teile bestellen

4. Alle bestellten Teile direkt wenn sie Ankommen zu den Tüten packen wo sie dazu gehören. (Hab hier die Erfahrung gemacht, dass von Shops oft Lieferungen nicht ganz vollständig sind und sich etwas quergestellt wird wenn man ihnen das mitteilt und die fehlenden Teile noch haben möchte)

5. Getriebe zusammenbauen (1 Tag)
6. Primärseite und Kupplung montieren (1Tag)
7. Zylinder und Zylinderkopf montieren (1Tag)

Du kannst natürlich etwas schneller sein, wenn du z.B. das zerlegen an einem Tag machst und das zusammenbauen komplett an einem, dafür hat aber meine Konzentration/Geduld nicht ausgereicht. Einen großen Teil der Zeit verbringt man aber damit auf Teile zu warten, was das ganze in die Länge zieht.

So war zumindest meine Erfahrung mit der Überholung.
 
Studentenheim Wiener Neustadt

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